"Bundeswirtschaftsminister Rösler und Bundesumweltminister Röttgen
haben am 23. Februar 2012 eine gemeinsame Position der Bundesregierung
zur Photovoltaikvergütung und zur EU-Energieeffizienzrichtlinie
vorgelegt. Beide Minister erklärten, dass die Vorschläge der
beschleunigten Umsetzung und dem Erfolg der Energiewende dienen. Sie sei
mit großen Chancen für den Wirtschafts- und Industriestandort
Deutschland verbunden. Kosteneffizienz und die richtigen ökonomischen
Anreize seien dabei wesentliche Kriterien für ihren Erfolg und für ihre
Akzeptanz. Diese Kriterien würden mit ihren Vorschlägen erfüllt", heißt
es in der Pressemeldung des Umweltministeriums.
Aus dem
Ergebnispapier des Bundesumweltministeriums sowie des
Bundeswirtschaftsministeriums gehen unter anderem folgende Änderungen
hervor:
- zusätzliche Einmalabsenkung für alle Anlagentypen zum 9. März 2012
- Ab 1. Mai 2012 Verstetigung der Degression durch eine monatliche Absenkung der Vergütungssätze
-
Für alle Neuanlagen Einführung eines Marktintegrationsmodells im EEG
(Begrenzung der vergütungsfähigen Strommenge auf 85 beziehungsweise 90
Prozent)
- Verordnungsermächtigung zur kurzfristigen Nachsteuerung
der Vergütung bei Über- oder Unterschreitung des Zubaukorridors;
kontinuierliche Absenkung des jährlichen Zubaukorridors ab 2014
Ob
die einzelnen Unternehmen und Publikationen von den Vorschlägen auch so
begeistert sind, haben wir in einer Presseschau für Sie
zusammengestellt:
DGS Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.
vom 23. Februar 2012:
Die
Situation ist im höchsten Maße absurd. Ein Umweltminister und ein
Wirtschaftsminister sind drauf und dran gemeinsam einen
Wirtschaftssektor abzuschaffen, der nachhaltig umweltfreundliche
Arbeitsplätze schafft. In voller Fahrt möchte man, aus kurzfristigen
Überlegungen heraus, auf die Bremse treten und nimmt damit billigend in
Kauf den Energiewendemotor zum Stillstand zu bringen.
Der Vorschlag
von BMU und BMWi würde die Branche vernichten und zahlreichen kleinen
wie großen Unternehmen - davon vielen Pionieren, die sich bereits seit
mehr als zehn Jahren für die Energiewende einsetzen - die
Geschäftsgrundlage vollständig entziehen. Dass dieser Plan hinter
verschlossenen Türen verhandelt wurde und ganz kurzfristig umgesetzt
werden soll, kennen wir von dieser Bundesregierung aus anderen
Energiethemen ja leider bereits.
Die DGS lehnt die geplante
EEG-Vergütungsabsenkung konsequent ab. Dagegen sieht die DGS den Aufbau
der dezentralen EE-Stromerzeugerstruktur mit hohen Solarstromanteilen
(ca. 30 Prozent) als zielführend zum Aufbau einer zukunftssicheren sowie
kosteneffizienten Energieversorgung an.
S.A.G. Solarstrom AG
vom 23. Februar 2012
Die
S.A.G. Solarstrom AG greift die von der Bundesregierung vorgelegten
Pläne zur drastischen Kürzung der Einspeisevergütung bereits zum 1.
April scharf an. Mit den geplanten Kürzungen jedoch würgt die
Bundesregierung den deutschen Markt, der als viel beachtetes, weltweites
Vorbild für regenerative Stromerzeugung gilt, komplett ab. Sie
gefährdet damit die beschlossene Energiewende und Arbeitsplätze in
Deutschland. Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Vorteile einer
dezentralen, netzstabilisierenden Technologie so unbedacht ignoriert
werden und stattdessen zentrale Modelle der großen Energieversorger
favorisiert werden.
Diese kurzfristigen, drastischen Kürzungen bremsen die bislang sehr positive Entwicklung der Photovoltaik aus.
Wirtschaftswoche
vom 25. Februar 2012:
Das
neue Regelwerk, das Bundesumweltminister Norbert Röttgen und sein
Wirtschaftskollege Philipp Rösler vereinbart haben, bricht mit der
bisherigen Hilfe für erneuerbare Energien. Künftig darf die Regierung
per Verordnung - also ohne langwierige Gesetzgebung - in den Ausbau der
Photovoltaik eingreifen. Schon bald könnte sie dieses neue Instrument
erstmals einsetzen.
In einem zweiten Traditionsbruch rücken die
Minister der Praxis zu Leibe, nach der Netzbetreiber den gesamten aus
erneuerbaren Quellen erzeugten Strom zum festgelegten Fördersatz kaufen
müssen. Dieser sogenannte Einspeisevorrang wird nun für Solarstrom
eingeschränkt.
vom 27. Februar 2012:
Eine Kürzung der
Vergütungssätze um 20 Prozent und mehr hört sich dramatisch an,
relativiert sich jedoch angesichts der seit Jahren rasant sinkenden
Preise für Solaranlagen. Die einst üppigen Renditen für die Betreiber
von Solaranlagen werden zwar beschnitten; sie bleiben aber so hoch, dass
sich Anlagen weiterhin lohnen.
Die Welt online
vom 23. Februar 2012:
Endlich
ziehen die Bundesminister für Umwelt und Wirtschaft bei der
Energiewende wieder an einem Strang. Was Norbert Röttgen und Philipp
Rösler in Bezug auf die Kürzung der Solarbeihilfen nun als gemeinsamen
Plan verkündet haben, ist zwar immer noch unbefriedigend, geht aber zum
ersten Mal seit Einführung dieses haarsträubenden
Subventionstatbestandes zumindest in die richtige Richtung.
Unbefriedigend ist die nun beschlossene Absenkung der Solarbeihilfen,
weil sie ihrer Höhe nach zu gering ausfällt. Im Grunde sind die ohnehin
geplanten Kürzungen in der Förderung von Dachanlagen nur vorgezogen
worden - und fallen unter dem Strich sogar geringer aus, als es unter
dem bisherigen Beihilfe-System der Fall gewesen wäre. Die Installation
kleiner Dachanlagen wird weiterhin finanziell attraktiv bleiben.
ECOreporter.de
vom 23. Februar 2012:
Nicht
mit der Schere, auch nicht mit der Axt, sondern gleich mit der
Motorsäge rückt die Bundesregierung der deutschen Solarbranche zu Leibe.
Es
kommt alles noch schlimmer! Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler
und Bundesumweltminister Norbert Röttgen haben heute Mittag ihre Pläne
für Kappungen bei der Solarstromvergütung der Öffentlichkeit
vorgestellt. Sie übertreffen die Befürchtungen deutlich.
Den
Ministern zufolge soll die starke und weit vorgezogene Absenkung der
Solarstromtarife für Neuanlagen bereits zum 9. März erfolgen und nicht
zum 1. April, wie zunächst angenommen wurde. Nun bleibt der Solarbranche
noch weniger Zeit, sich darauf einzustellen.
Immerhin hat sich
Rösler nicht mit seinem Vorhaben durchgesetzt, den jährlichen
Photovoltaik-Zubau auf 1.000 Megawatt zu bregrenzen. Ein so genannter
fester Deckel wird nicht eingeführt.
Handelsblatt
vom 23. Februar 2012:
Für
mehr Energieeffizienz will sich die Bundesregierung für konkrete
Zielvorgaben einsetzen, die aber flexibel erreicht werden können.
Jahrelang
haben die Solarfirmen von der staatlichen Förderung der Erneuerbaren
Energien besonders profitiert, nun fürchten sie um Arbeitsplätze und die
Technologieführerschaft.
Das Vorhaben sorgt für heftige Kritik -
unter anderem nicht nur bei zahlreichen Firmen, sondern auch bei der
Opposition, den ostdeutschen Solarländern und dem Bundesverband
Solarwirtschaft. Heute soll das Kabinett erstmals beraten, in der
kommenden Woche erfolgen weitere Beratungen in der Fraktion sowie die
erste Lesung im Bundestag. Am 26. März soll eine öffentliche Anhörung
erfolgen, der Beschluss des Bundestages soll nach jetzigem Stand am 30.
März folgen.
Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Webseite www.beteiligungsreport.de
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