Freitag, 8. April 2011

Von Spezialitäten bis Skurrilitäten

Geschlossene Fonds sind langweilig, insbesondere die Platzierungsstars: Immobilien in Deutschland und der EU, Solarparks in Deutschland und der EU. Wesentlich interessanter lesen sich Angebote abseits des Mainstreams: Sie reichen von der Finanzierung der Erdölsuche in Kanada über das Direktinvestment in einen türkischen Hafen, in Fußballtalente oder in Geldautomaten bis hin zur Beteiligung an einer Spielbank in Tschechien. Bereits Geschichte sind angebotene Beteiligungen an edlen Weinen, Stör-Zuchtfarmen oder Entertainmentkonzepten zusammen mit Starköchen. Seit der Beteiligungsmarkt infolge der Finanzkrise deutlich zurückgegangen ist, fällt zwar nicht ihr Volumen, jedoch die schiere Anzahl der exotischen Angebote ins Auge.

Diese Offerten haben einige Gemeinsamkeiten: Eine emotionale Story, versprochene Renditen deutlich oberhalb den sonst am Markt üblichen, und häufig ein Initiator ohne nachweisbare Emissionserfahrung. Oft werben sie mit großen Namen im Prospekt, entweder als Co-Investor oder auch nur als Testimonial. Schön, wenn frischer Wind durch die Szene weht und gut, wenn auch Newcomer eine Chance auf dem Markt haben – oder?

Wie können Vertriebe und Anleger die Spreu vom Weizen trennen und entscheiden, wer ihr Vertrauen verdient und wem gegenüber sie besser skeptisch bleiben sollten? Jan Bäumler, Vorstand der auf geschlossene Fonds spezialisierten IC Consulting AG , beginnt bei der Prüfung von Beteiligungsangeboten bei den Basics: „Funktioniert der jeweilige Markt? Funktioniert das spezielle Segment? Und haben die handelnden Personen in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass sie ihr Geschäft verstehen?“

Denn Privatinvestoren, die nicht gerade auf der Zockerschiene unterwegs sein wollen, sollten seiner Ansicht nach nur in Märkte investieren, die über mehrere Zyklen hinweg überwiegend positive Ergebnisse generiert haben. Beispiel: Investments in deutsche Immobilien haben in der Vergangenheit überwiegend ordentliche Ergebnisse geliefert – abgesehen von den Ostimmobilienfonds der 90er Jahre – ein Segment, das ganz überwiegend nicht funktioniert hat. Das letzte Kriterium umschreibt den Track Record – welche Erfolge konnte der Asset Manager in der Vergangenheit erzielen, hat er diese kontinuierlich über unterschiedliche Marktzyklen hinweg erwirtschaftet?

Wer trotzdem das Bedürfnis hat, mit einem Newcomer in einen neuartigen Markt zu investieren, sollte sich wenigstens die Frage stellen, warum diese Geschäftsidee über Privatanleger in einem geschlossenen Fonds finanziert werden soll.

Mit der geplanten Umsetzung der AIFMRichtlinie dürfte der Marktzutritt für kleine Initiatoren weiter erschwert werden. Allein die diskutierten Anforderungen an das Mindesteigenkapital sollten einige Glücksritter, die bisher mit einem fünfstelligen Betrag einen Fonds auflegen konnten, vom Beteiligungsmarkt fernhalten. Das eine oder andere originelle Beteiligungsangebot wird dennoch alle Hürden überwinden – und für frischen Wind, einen klassischen Reinfall oder im besten Fall für zufriedene Anleger sorgen.

Der Blick geht wieder über die Grenzen

Anleger und Initiatoren zieht es wieder ins Ausland. Das beobachtet Magali Marton, Leiterin von DTZ Research in Europa. Deutsche Marktteilnehmer haben alleine im vergangenen Jahr 6,1 Milliarden Euro im europäischen Ausland investiert, 1,3 Milliarden mehr als noch 2009. „Vor allem die großen europäischen Märkte zeigten eine starke Performance“, sagt Marton. Grund dafür sei die positive Entwicklung an den Mietmärkten. DTZ rechnet für die nächsten fünf Jahre mit einem Mietwachstum in den wichtigsten Märkten. Hinzu komme das steigende Vertrauen in die europäischen Märkte. „Auch bislang zögerliche Investoren werden in den kommenden Monaten investieren“, ist Marton überzeugt.

Dazu gehören auch die Initiatoren geschlossener Fonds. Für sie wird es immer schwieriger, in Deutschland Immobilien zu finden, die Ausschüttungen von sechs Prozent versprechen und die hohen Ansprüche der Anleger an die Sicherheit erfüllen. „Das eingeschränkte Angebot an Core-Assets in den wichtigsten europäischen Märkten treibt die Investitionsnachfrage in andere Städte und geografische Lagen“, bestätigt Richard Bloxam vom Maklerhaus Jones Lang LaSalle. Die Emissionshäuser hoffen, dass die Anleger mitgehen.

Hoffnung macht den Initiatoren der Erfolg der Holland-Fonds. Nachdem die Preise wieder auf einem normalen Niveau angekommen sind, geben sich  die Einkäufer der Emissionshäuser derzeit in den Niederlanden die Klinke in die Hand.

Für Anleger könnte sich Holland wieder lohnen. Noch ist der Leerstand mit rund 17 Prozent enorm hoch. Die niederländische Bouwfonds Real Estate Investment Management geht aber davon aus, dass die Nachfrage nach Büros ab 2012 wieder ansteigen wird. In den Preisen und den Mieten ist also noch etwas Luft nach oben. Da sich die Fonds zudem gut platzieren lassen, dürften in diesem Jahr noch einige Holland-Fonds folgen.

Auf Dauer dürfte die Luft aber dünner werden. Denn die Preise in den Niederlanden haben schon wieder kräftig angezogen. Nicht wenige Initiatoren sind der Meinung, dass sich die sechs Prozent Ausschüttung, wie sie derzeit bei Holland-Fonds versprochen werden, nicht auf Dauer halten lassen.

In anderen Ländern ist das schon jetzt kaum noch möglich. Beispiel Großbritannien. Hier haben sich die Preise in den besten Lagen so schnell erholt, dass viele Fonds den idealen Zeitpunkt für den Einstieg schlichtweg verpasst haben. Einzig die Real I.S. ist derzeit mit einem London-Fonds am Markt. Andere Initiatoren schauen sich derzeit noch nach geeigneten Immobilien um. Mit einer großen Zahl an London-Fonds rechnet aber kaum ein Initiator. Auch in Frankreich oder in Österreich sind Initiatoren auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. Doch auch hier haben die Preise so schnell wieder angezogen, so dass lukrative Fonds kaum noch zu konzipieren sind.

Das wird sich in diesem Jahr kaum ändern, glauben die Immobilienexperten der Credit Suisse. Sie sehen weder Potenzial für weitere Renditekompressionen, noch einen deutlichen Anstieg der Ankaufsrenditen. Allerdings werden die Mieterträge wohl deutlich anziehen. „Deutschland, Frankreich und Polen dürften dabei eine Outperformance erzielen“, ist sich die Credit Suisse sicher.

Vor allem Polen sehen nicht wenige Initiatoren als ein ideales Investitionsziel an. Nur an die Umsetzung traut sich kaum jemand. Zu groß ist die Angst, dass den Vertrieben und Anlegern Osteuropa-Fonds nicht zu vermitteln sind. Das Emissionshaus elbfonds wagt den Schritt dennoch. Das Land sei hervorragend durch die Wirtschaftskrise gekommen, sagt Stephan Groth, Geschäftsführender Gesellschafter der elbfonds GmH. Zudem biete das Land stabile politische Verhältnisse und gute wirtschaftliche Perspektiven. Dennoch kommen für ihn derzeit nur Einzelhandelsobjekte für einen Fonds in Frage. Die Preise für Büroimmobilien seien zu hoch, bei Wohnungen käme das Wechselkursrisiko hinzu. Die großen Einzelhandelsketten zahlen dagegen die Mieten in Euro. Das Problem für elbfonds: Ein Blindpool, der in Osteuropa in die Entwicklung von Shopping-Centern investiert, steht bei den meisten Vertrieben nicht gerade auf der Wunschliste.

So schauen viele Initiatoren lieber nach Übersee. Australien, Kanada und die USA gehören zu den Ländern, die für Anleger in diesem Jahr interessant werden können. Für Peter Kallmeyer vom Emissionshaus Buss Capital gehört Australien zu den Favoriten. Das Land sei steuerlich und von den wirtschaftlichen Aussichten nahezu ein perfektes Investitionsziel. Außerdem seien die Immobilienpreis derzeit noch moderat. Einzig das Fremdwährungsrisiko könnte Anleger abschrecken. Auch Kanada bietet eine stabile Wirtschaftsentwicklung. Allerdings sei es sehr schwer, etwas Vernünftiges zu finden, meint Stefan Ziegler, Mitglied der Geschäftsführung der KGAL in Grünwald bei München.

Unterschiedliche Meinungen herrschen beim Thema USA . „Aus Immobiliensicht ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um in den USA zu investieren“, ist sich Oliver Georg, Geschäftsführer von Behringer Harvard Europe, sicher. Andere Initiatoren glauben, dass sich US-Fonds derzeit noch nicht unter die Anleger bringen lassen. Die negative Berichterstattung verunsichere die Anleger zu stark, so die überwiegende Meinung.

Dabei sprechen vor allem die Unternehmensdaten in den USA eindeutig für eine Erholung. Die Erholung führe zu mehr Beschäftigung und damit zu mehr Nachfrage nach Büroimmobilien. Viele professionelle Investoren haben das bereits erkannt. „Bei Büroimmobilien im Core- Segment beobachten wir Preise, die das Vor-Rezessionsniveau bereits wieder erreicht haben“, teilt die WealthCap auf Anfrage mit. Dies gelte insbesondere für die Top-Standorte wie Washington DC oder New York. Die Zeit für deutsche Fondshäuser, an diesen Standorten Immobilien zu finden, die noch Ausschüttungen von mehr als sechs Prozent zulassen, ist vorbei.

Partystimung nach der Krise

Im Januar findet traditionell das Weltwirtschaftsforum in Davos statt. Dort trifft sich die Weltwirtschaftselite mit den maßgeblichen Entscheidern aus der Politik und der Wissenschaft und diskutiert, wie die aktuelle Krise überwunden werden ann. Das Wort Krise kann in diesem reise keiner mehr hören. Manche unverbesserliche Optimisten fragen eher: „Welche Krise?“

Dies alles wirkt sich auch auf die Immobilien hierzulande aus. Balsam für Finanzkrisenwunden sind dabei die relativ stabilen Zahlen der letzten Jahre aus Deutschland. Mahner wie Werner Rohmert, Herausgeber des Immobilienbriefes und Immobilienexperte par excellence, weisen jedoch unermüdlich auf gemachte Fehler der letzten Jahrzehnte hin, darunter etwa der Gleichsetzung von Sicherheit mit dem Begriff Core-Immobilien. In seinem Einleitungskommentar im Immobilienbrief vom 28. Januar 2011 betont Rohmert noch einmal die Volatilität dieser Assetklasse: „Wir haben … schon vorgerechnet, dass einige … bekannte Top-Immobilien der 90er Jahre heute noch mit Glück 50-70 Prozent des nominalen Einstandes wert sind.“ Dennoch kommt er zu dem positiven Resümee, dass der deutsche Immobilienmarkt sich nicht nur von der Krise abgekoppelt hat, sondern sogar von der Krise profitiert.

Deutsche Immobilienfonds haben die Nase vornDarauf setzt auch die Beteiligungsbranche auf breiter Front. So hat die Fondszeitung im Dezember 2010 in einer Trendumfrage für das Jahr 2011 ermittelt, dass jedes zweite Emissionshaus künftig Immobilienfonds
auflegen möchte. Und auch hier liegt der Schwerpunkt bei inländischen Immobilienfonds. Für 2011 sind laut der repräsentativen Umfrage fast 50 Prozent mehr Deutschlandfonds als Konzepte in ausländischen Märkten zu erwarten.

Der Markt im Segment deutscher Immobilienfonds ist sehr indifferent. Den Schwerpunkt bilden derzeit Konzepte, die Wohnen in den Mittelpunkt stellen. Möglich geworden ist dies erst durch interessante
Kaufpreise, da Direktimmobilienbesitzer selbst wissen, dass die Mietrendite bei Wohnimmobilien meist sehr gering ist. Renditen über fünf Prozent sind deshalb nur durch eine gewisse Einkaufsmacht meist verbunden mit einer Hebelwirkung bei der Finanzierung – auch Leverage- Effekt genannt – zu erwirtschaften. Eine andere Strategie verfolgen die Einkäufer von notleidenden Immobilien, die – wie wir es aus den USA kennen – mit einem guten Netzwerk zu Banken direkt in die Verwertung gehen. Dies zeigt auch der Umsatzzuwachs um zwölf Prozent bei der Deutschen Grundstücksauktionen AG , einem Spezialanbieter für private Immobilienversteigerungen.

Spezialanbieter von Gewerbe-, insbesondere Einzelhandelsimmobilien, wie die Münchner ILG beziehungsweise die Hahn Fonds GmbH aus Bergisch Gladbach konnten gegen den Markttrend zu Wohnimmobilienfonds in ihrem Spezialsegment zügig und erfolgreich die entsprechenden Angebote 2010 platzieren. In einer eigenen Liga spielen große Emissionshäuser, die ihre eigenen Vertriebsstrukturen im
Rücken wissen. Dies sind insbesondere Banken, die konsequent nach zahlreichen Fettnäpfchen die Immobilie als sichere Anlageform dem Kunden verkaufen. Nicht zuletzt befeuern aktive Umschichtungen von offenen Immobilienfonds die Platzierungsgeschwindigkeiten.

Nischen kann man aber nicht in Zielinvestment direkt finden. So können auch Projektmanagement oder spezielle Marktzugänge Besonderheiten darstellen. Die Bamberger Project GFU hat zum Beispiel sich das Feld anspruchsvoller Bauprojektierungen gesucht. So können sie mit dem speziellen Know-how von Inhouseingenieuren auch schwierig zu planende Grundstücke aufbereiten und dadurch Mitbewerber
hinter sich lassen. Das Tübinger Emissionshaus fairvesta setzt dagegen auf den Immobilienhandel und hat sich hier interessante Marktzugänge erschlossen.

Im Januar 2011 hat auch Ernst & Young (EY) ein ausführliches Trendbarometer zum Immobilieninvestmentmarkt Deutschland vorgelegt. Beim Transaktionsvolumen sieht Ernst & Young Research das Potential, dass die Volumina aus dem Jahre 2008 von 25,9 Milliarden Euro bei den Transaktionen wieder erreicht werden können. In den Jahren 2009 (13,4 Milliarden Euro) und 2010 (22,0 Milliarden Euro) war man mehr oder weniger deutlich unter dieser Grenze geblieben.

Bei Gewerbeimmobilien traten bei den Verkäufern vor allem Finanzinvestoren und Projektentwickler auf. Bei Wohnimmobilien waren es eher ausländische Investoren. Die Käufer im Jahr 2010 bei Gewerbeimmobilien wurden dominiert von institutionellen Investoren. Bei Wohnimmobilien zeigten sich auf der Käuferseite vor allem internationale Fonds und Core-Investoren, aber auch ausländische Investoren, die sich am Markt zurückmeldeten.

Zentrales Element bei EY ist aber der Blick auf das Jahr 2011. Hierbei zeigt sich, dass 90 Prozent der Befragten den Standort Deutschland als attraktiv einschätzen. Eine Bank gab im Rahmen der Studie dabei das Statement ab, dass Deutschland als Wachstumslokomotive derzeit das wohl interessanteste Investmentland darstelle. Und ein Private Equity-Fonds urteilte, dass Deutschland auch in schwierigen Zeiten sich als stabil erwiesen hat und Stabilität derzeit geschätzt wird.

Geschlossene Fonds spielen der Studie zufolge weiterhin ihre Rolle bei den Immobilientransaktionen
in Deutschland. Zwar werden Family Offices, Versicherungen und internationale Assetfonds als deutlich
aktiver eingeschätzt, jedoch lassen geschlossene Fonds offene Fonds und Banken als potentielle Käufer weit hinter sich. Auch bei Exitszenarien bei Immobilienportfolios gewinnen Beteiligungsfonds an Bedeutung. Waren es 2008 lediglich sechs Prozent, die geschlossene Fonds als anvisierte Exitstrategie nannten, sind es 2011 bereits vierzehn Prozent.

Neben aller Euphorie ist auch eine gehörige Portion Realismus angeraten. So brachte Andre Eberhardt, Chefredakteur „Der Immobilienbrief“, eine erstaunliche Aussage von Professor Norbert Walter, Wirtschaftsaugur und ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank, von der Cimmit 2011 mit: „Die Stimmung ist prima, aber der Crash wird kommen! Für 2012 prophezeit Walter den nächsten Crash. Nach einem erfolgreichen Jahr 2011.“

Und damit kommen wir zurück auf Davos. In vielen Medien wird von der Angst der Wirtschaftsführer in den Diskussionen auf dem Weltwirtschaftsforum vor den „schwarzen Schwänen“ berichtet. Damit sind nicht vorhersehbare Ereignisse gemeint, die die Weltwirtschaft in ihrem Strudel nach unten reißen. Bekanntestes Beispiel sind die Terroranschläge 9/11 im Jahr 2001. Potential dafür gibt es reichlich. Denken wir nur daran, was derzeit in Europa mit den Staatsfinanzen passiert oder auch an die weltpolitische Bedeutung der Entwicklungen in Ägypten.

Geschlossene Fonds: Rational ein Star, aber emotional schwer vermittelbar

Das Jahr 2011 wird das dritte schwierige in Folge für die Beteiligungsbranche werden. Rational hat die Branche alle Argumente auf ihrer Seite: Die neue Unsicherheit anderer Assetklassen, die Inflationsangst bei den Anlegern und die Regulierungsdebatte für mehr Qualität und Transparenz bei geschlossene Fonds.

Aber die Angst der Investoren, geschlossene Fonds zu zeichnen und sich meist deutlich über zehn Jahre zu binden ,bleibt. Grund sind die direkten Konfrontationen mit schlechten Märkten wie bei Schiffen oder steuerliche wie auch rechtliche Hexenjagd. Hartnäckig hält sich die Mär, dass Anleger jährlich um 30 Milliarde Euro gebracht werden. Wie kann das sein bei einem jährlichen Neuabschlussvolumen von derzeit gut fünf Milliarden Euro beziehungsweise von gut zehn Milliarden noch vor einigen Jahren? Kurz gesagt eine Lüge, die immer wieder aufgewärmt wird.

Vielen Menschen ist es praktisch egal, dass Tagesgeld, Festgeld oder Sparbuch bei einem Zins unter einem Prozent und einer Inflationsrate von über einem Prozent zu einer strategisch geplanten Vermögensvernichtung führen. Das Gute dabei: Man sieht es nicht auf dem Kontoauszug. Und wenn die Bundeskanzlerin nun mal sagt, dass der Spargroschen sicher ist, dann glauben wir ihr das. Auch wenn das Geld nicht einmal jährlich für einen ausgeglichenen Haushalt sorgt und man mit diesem Hauch von Nichts 1,7 Billionen Sparguthaben absichern möchte – in Worten 1.700.000.000.000 Euro.
Geneigte Staatsbürger sagen dann, ja aber es ist doch so viel Staatsvermögen da. Das schon, aber neben den offiziellen Schulden in Billionenhöhe und defizitären Schattenhaushalten sind auch drei Billionen Euro Beamtenpensionen nach Medienberichten in der Warteschleife. Wenn ein Staat wie ein Unternehmen bilanzieren müsste, würde es nicht gut aussehen.

Damit kommen wir wieder zurück auf geschlossene Fonds:
Was kann die Branche also dazu beitragen, Kunden wieder zurückzugewinnen?

1) Transparenz schafft Vertrauen. Deshalb wäre es manchmal besser, eine Stagnation,oh Entschuldigung, ein Nullwachstum in den Branchenzahlen zuzugeben, als künstlich einen Aufschwung zu erfinden.

2) Klare Abgrenzung zu anderen Finanzprodukten. Offene Immobilienfonds, Versicherungen, Festgeld, Unternehmensanleihen – alle Finanzprodukte haben ihre Achillesferse. Kennen müsste man sie nur.
3) Anfangsprovisionen sinken zugunsten von Bestandsprovisionen. Damit fördert man in einer Selbstregulierung, dass der Berater sich weiterhin um ein verkauftes Asset kümmert und Kontakt zu seinen
Anlegern hält.

4) Qualitätsorientierte Kommunikation ersetzt Vertriebsgeschwätz. Kunden werden immer aufgeklärter, dem
müssen Vertrieb und Produktanbieter Rechnung tragen, vor und während der Anlage.

5) Größe und Masse bedeuten nicht zugleich Qualität. Zwei Emissionshaustypen werden sich durchsetzen: Große Multiassetanbieter und kleine, hochspezialisierte Produktmanufakturen.

6) Der Anleger steht im Mittelpunkt. Der Anleger muss einerseits überzeugt werden, dass gute Beratung und Qualität auch einen Wert besitzen und anderseits aber faire Konditionen erhalten.

Geschlossene Fonds sind nicht alternativlos. Sie sind aber eine echte Alternative, den Sachwertbaustein in einem gut strukturierten Portfolio abzubilden. Und 2011 ist auf Grund der volkswirtschaftlichen
 Bedingungen in Deutschland und der Welt ein ideales Jahr, diese Botschaft den Investoren wieder intensiv zu vermitteln.

Mit Gewalt und Spucke ist die Trendwende da

Es galt am 08. Februar 2011 nicht das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Und das  gesprochene Wort über die Branchenzahlen war mit viel Spannung erwartet worden. Und sie wurden auch so präsentiert. Mit einer wesentlich aufwendigeren Inszenierung wie im Vorjahr auf der verbandseigenen  Jahresauftaktveranstaltung des Verbands Geschlossene Fonds, dem VGF – Summit, wurde in Frankfurt die
Marktmacht der Emissionshäuser und die Interpretationshoheit der Zahlenwelt zelebriert. Gratulation, eine gelungene Veranstaltung, die sich spätestens nach diesem zweiten Mal mit rund 1.200 Anmeldungen zur festen Größe im Beteiligungszirkus etabliert hat. Alle deutschen Fachzeitungen, die einen gewissen Fokus auf geschlossenen Fonds legen, waren als Medienpartner eingebunden – bis auf den Fondsbrief und den BeteiligungsReport. Gerne berichten wir aber trotzdem darüber.

Die gute Nachricht vorneweg: Der nach der Erhebungsmethodik ermittelte Eigenkapitalumsatz stieg 2010 auf 5,8 Milliarden Euro, was einem Gesamtinvestitionsvolumen – auch Fondsvolumen genannt – von 10,8 Milliarden Euro entsprach. Darin enthalten sind Eigenkapitalumsätze institutioneller Anleger von 600 Millionen Euro (Marktanteil elf Prozent), worunter Versorgungswerke bzw. Pensionskassen, Versicherungen, Banken und sogenannte Corporates zählen. Ebenso dazu gerechnet wurden 2010 erstmals knapp 300 Millionen Euro (Marktanteil fünf Prozent) an Eigenkapitalerhöhungen von Schiffsfonds, die notleidend geworden waren. Dieser Punkt ist durchaus umstritten. Mit diesen statistischen Freiheiten konnte der Zuwachs von 13 Prozent dargestellt werden.

Spitzenreiter der Assetklasse 2010 war der Klassiker Immobilien Deutschland, gefolgt von Energiefonds, Immobilien Ausland und Schiffen (ohne Eigenkapitalerhöhung). Dicht an der Spitzengruppe waren Flugzeugfonds, die mit 607,1 Millionen Euro (Marktanteil elf Prozent) und einem Plus von 42 Prozent durchs Ziel gingen. Zwar landeten Private Equity Fonds mit 403 Millionen Euro platziertem Eigenkapital (Marktanteil sieben Prozent) eher auf den hinteren Platzierungsrängen, mit einem Plus von 73 Prozent holten sie beim Jahreszuwachs in Prozent einen Achtungserfolg. Geschlagen wurden sie dabei nur von Leasingfonds mit einem Plus vom 87 Prozent (Eigenkapital: 78,4 Millionen Euro in 2010).

Ein trauriges Ende nahm die Assetklasse Lebensversicherungsfonds. Vor wenigen Jahren als umsatzbringender Newcomer gefeiert, folgte 2010 der Absturz ins Bodenlose. Quasi keine Platzierung hat der VGF 2010 in dem von ihm definierten „relevanten Markt“ feststellen können. Und damit 100 Prozent Rückgang von immerhin 103 Millionen Euro im Jahr 2009.

Bei den Vertriebswegen verzeichnete der VGF eine leichte Verschiebung zugunsten der freien Vertriebe. Zwar sind mit einem Anteil von 44 Prozent die Banken noch deutlich beim Beteiligungsvertrieb führend, aber die freien Vertriebe konnten um vier Prozent zulegen und platzierten 2010 immerhin wieder 31 Prozent des Eigenkapitals.

Im Jahresverlauf war der Platzierungserfolg einer doch erheblichen monatlichen Schwankung ausgesetzt, der sich jedoch auf Sicht der vier Quartale etwas nivellierte. Spitzenmonat war mit 833 Millionen platziertem Eigenkapital weiterhin der Dezember. Trotz Wegfall der steuerlichen Absetzbarkeit ist scheinbar ein Jahresendgeschäft weiterhin vorhanden. Weitere erfolgreiche Abschlussmonate waren Juni (608 Millionen Euro) und März (577 Millionen Euro). Die Monate Februar, Mai, Juli, August und September bewegten
sich in einem Korridor von 444 bis 480 Millionen Euro platziertem Eigenkapital. Nur in den Monaten Januar, Oktober und November wurde die 400 Millionen-Euro-Grenze jeweils von unten getestet.

Trotz der statistischen Schönheitsmaßnahmen konnten die positiven Trends verschiedener wichtiger Basismärkte auch im Beteiligungsmarkt abgebildet werden. Damit zeigen die Branche und die Anleger, dass geschlossene Fonds auch in schwierigen Zeiten ihre Nischen suchen. Der Beteiligungsmarkt hält rund 200 Milliarden Euro under management. Die Zahl gewinnt zusätzlich an Bedeutung, wenn man weiß, dass die Goldreserve der Deutschen Bundesbank aktuell eine Marktwert von etwa 100 Milliarden Euro hat. Vielleicht ist doch alles was glänzt Gold – sozusagen Beteiligungsgold.