Freitag, 8. April 2011

Mit Gewalt und Spucke ist die Trendwende da

Es galt am 08. Februar 2011 nicht das Sprichwort „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“. Und das  gesprochene Wort über die Branchenzahlen war mit viel Spannung erwartet worden. Und sie wurden auch so präsentiert. Mit einer wesentlich aufwendigeren Inszenierung wie im Vorjahr auf der verbandseigenen  Jahresauftaktveranstaltung des Verbands Geschlossene Fonds, dem VGF – Summit, wurde in Frankfurt die
Marktmacht der Emissionshäuser und die Interpretationshoheit der Zahlenwelt zelebriert. Gratulation, eine gelungene Veranstaltung, die sich spätestens nach diesem zweiten Mal mit rund 1.200 Anmeldungen zur festen Größe im Beteiligungszirkus etabliert hat. Alle deutschen Fachzeitungen, die einen gewissen Fokus auf geschlossenen Fonds legen, waren als Medienpartner eingebunden – bis auf den Fondsbrief und den BeteiligungsReport. Gerne berichten wir aber trotzdem darüber.

Die gute Nachricht vorneweg: Der nach der Erhebungsmethodik ermittelte Eigenkapitalumsatz stieg 2010 auf 5,8 Milliarden Euro, was einem Gesamtinvestitionsvolumen – auch Fondsvolumen genannt – von 10,8 Milliarden Euro entsprach. Darin enthalten sind Eigenkapitalumsätze institutioneller Anleger von 600 Millionen Euro (Marktanteil elf Prozent), worunter Versorgungswerke bzw. Pensionskassen, Versicherungen, Banken und sogenannte Corporates zählen. Ebenso dazu gerechnet wurden 2010 erstmals knapp 300 Millionen Euro (Marktanteil fünf Prozent) an Eigenkapitalerhöhungen von Schiffsfonds, die notleidend geworden waren. Dieser Punkt ist durchaus umstritten. Mit diesen statistischen Freiheiten konnte der Zuwachs von 13 Prozent dargestellt werden.

Spitzenreiter der Assetklasse 2010 war der Klassiker Immobilien Deutschland, gefolgt von Energiefonds, Immobilien Ausland und Schiffen (ohne Eigenkapitalerhöhung). Dicht an der Spitzengruppe waren Flugzeugfonds, die mit 607,1 Millionen Euro (Marktanteil elf Prozent) und einem Plus von 42 Prozent durchs Ziel gingen. Zwar landeten Private Equity Fonds mit 403 Millionen Euro platziertem Eigenkapital (Marktanteil sieben Prozent) eher auf den hinteren Platzierungsrängen, mit einem Plus von 73 Prozent holten sie beim Jahreszuwachs in Prozent einen Achtungserfolg. Geschlagen wurden sie dabei nur von Leasingfonds mit einem Plus vom 87 Prozent (Eigenkapital: 78,4 Millionen Euro in 2010).

Ein trauriges Ende nahm die Assetklasse Lebensversicherungsfonds. Vor wenigen Jahren als umsatzbringender Newcomer gefeiert, folgte 2010 der Absturz ins Bodenlose. Quasi keine Platzierung hat der VGF 2010 in dem von ihm definierten „relevanten Markt“ feststellen können. Und damit 100 Prozent Rückgang von immerhin 103 Millionen Euro im Jahr 2009.

Bei den Vertriebswegen verzeichnete der VGF eine leichte Verschiebung zugunsten der freien Vertriebe. Zwar sind mit einem Anteil von 44 Prozent die Banken noch deutlich beim Beteiligungsvertrieb führend, aber die freien Vertriebe konnten um vier Prozent zulegen und platzierten 2010 immerhin wieder 31 Prozent des Eigenkapitals.

Im Jahresverlauf war der Platzierungserfolg einer doch erheblichen monatlichen Schwankung ausgesetzt, der sich jedoch auf Sicht der vier Quartale etwas nivellierte. Spitzenmonat war mit 833 Millionen platziertem Eigenkapital weiterhin der Dezember. Trotz Wegfall der steuerlichen Absetzbarkeit ist scheinbar ein Jahresendgeschäft weiterhin vorhanden. Weitere erfolgreiche Abschlussmonate waren Juni (608 Millionen Euro) und März (577 Millionen Euro). Die Monate Februar, Mai, Juli, August und September bewegten
sich in einem Korridor von 444 bis 480 Millionen Euro platziertem Eigenkapital. Nur in den Monaten Januar, Oktober und November wurde die 400 Millionen-Euro-Grenze jeweils von unten getestet.

Trotz der statistischen Schönheitsmaßnahmen konnten die positiven Trends verschiedener wichtiger Basismärkte auch im Beteiligungsmarkt abgebildet werden. Damit zeigen die Branche und die Anleger, dass geschlossene Fonds auch in schwierigen Zeiten ihre Nischen suchen. Der Beteiligungsmarkt hält rund 200 Milliarden Euro under management. Die Zahl gewinnt zusätzlich an Bedeutung, wenn man weiß, dass die Goldreserve der Deutschen Bundesbank aktuell eine Marktwert von etwa 100 Milliarden Euro hat. Vielleicht ist doch alles was glänzt Gold – sozusagen Beteiligungsgold.

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