Dienstag, 25. August 2009

Sind Banken Masochisten?

Stellen Sie sich mal vor, Geschäftsbanken hätten rd. 140 Milliarden (!) Euro zur Verfügung und würden die für moderate 3,5 Prozent Kreditzins der Wirtschaft zur Verfügung stellen. Das wäre doch eine tolle Maßnahme um die Wirtschaft in Europa wieder zu beleben, oder? Viele dringend benötigte Anschubfinanzierungen in elementaren Bereichen der Wirtschaft könnten damit realisiert werden und es würde Impulse für viele existenziell bedrohte Wirtschaftsbereiche geben. Die Folge wäre eine Stabilisierung der Weltwirtschaft und der Markt würde wieder in Gang gesetzt werden. Der daraus resultierende Zinsertrag würde sich bei einem Zinssatz von 3,5 Prozent p.a. auf den stattlichen Betrag von Euro 4,9 Milliarden summieren. Die Banken würden gutes Geld verdienen und der nach Krediten suchenden Wirtschaft wäre geholfen.Soweit die Theorie, aber wie sieht die Praxis aus? In der Praxis haben die rund 1100 Geschäftsbanken in Europa stillschweigend die Rekordsumme von rd. Euro 440 Milliarden als Kredit von der EZB (Europäische Zentralbank) zu einem feststehenden Zinssatz von 1 Prozent p.a. in Anspruch genommen, um sich damit zu sanieren! Der Zinsaufwand für diese Kreditsumme beträgt 4,4 Milliarden Euro. Die Hilfe der EZB ist richtig und notwendig gewesen, damit das marktwirtschaftliche System wieder in Gang kommt. Aber bei dieser Transaktion ist ein kontraproduktives Verhalten der Banken zu Tage getreten, das der "flügellahmen" Wirtschaft zum Schaden gereicht!Von den Sanierungskrediten in Höhe von rd. Euro 440 Milliarden haben die Banken im Hand umdrehen einen Betrag von rd. Euro 140 Milliarden wieder zurück überwiesen an die EZB und dort für einen Zinssatz von 0,25 Prozent p.a. angelegt, dies entspricht einem Zinsertrag von Euro 350 Mio.! Um die ganze Misere noch etwas anschaulicher zu machen schreibe ich bewusst die Zahlen in ihrer mathematischen Größenordnung einmal komplett aus. Ich glaube, dass das notwendig ist, weil wir in Bezug auf die Größenordnungen der Zahlen vielleicht ein wenig den Sinn für die Realität verloren haben und deswegen ist diese Darstellungsart um so anschaulicher.Viele Menschen können sich nicht vorstellen, wie viel eine Milliarde (1.000.000.000) ist, aber es sind sage und schreibe "Eintausend Millionen"! Nur mal so nebenbei, unsere derzeitige Staatsverschuldung liegt bei rd. 1,6 Billionen Euro, das sind 1,6 Millionen Millionen (als Zahl 1.600.000.000.000 Euro).Der von den Banken an die EZB zu zahlende Zinsbetrag von 1 Prozent der Kreditsumme entspricht einer Summe von rd. Euro 4.400.000.000,-- Euro, die die Geschäftsbanken an die EZB zu zahlen haben. Würde nur der bei der EZB wieder angelegte Betrag von rd. Euro 140 Milliarden der Wirtschaft in der oben erwähnten Form zur Verfügung stehen, dann beliefe sich der Zinsertrag auf rd. Euro 4.900.000.000. Durch diese Vorgehensweise verzichten die Banken also freiwillig auf eine Zinseinnahme von Euro 4.550.000.000, die sie für dringend benötigte Kredite erhalten würden, auf die die Wirtschaft wartet. Das schlimmste daran ist die Tatsache, dass das Geld vorhanden wäre!

Quelle: Michael Rathmann, www.mira-anlagen.de