Montag, 29. April 2013

Uli Hoeneß am Pranger

Landshut - Im Mittelalter gab es den Pranger. „Straftäter“ wurden öffentlich vorgeführt und ihrer Vergehen bezichtigt. Diese Demütigung  war gleichzeitig die Gelegenheit für die Menschen, den Beschuldigten zu beschimpfen und zu bespucken. Heute übernehmen diese Funktion die Medien.

Dabei vergessen zu oft die Bigotten ihre eigene Bibel, in der steht: „Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein!“ Hoeneß hat einen Fehler gemacht. Dafür wird er Abbitte leisten müssen und in einer „geeigneten Form“ bestraft werden. Hoffentlich wird er ein faires Verfahren bekommen.

Aber warum ist das einzige Vorbild plötzlich eine Persona non grata? Er ist und bleibt ein sozial engagierter Mensch. Er zahlte mit dem FC Bayern, mit seiner Wurstfabrik und privat durch seinen Wohnsitz in Deutschland bereits sein Leben lang hunderte Millionen an Steuern. Er ist ein wortgewaltiger und hart verhandelnder Unternehmer. Das alles ist Hoeneß, und dafür wurde er bewundert!

Aber er steckt im Dilemma der Vermögenden. Es wird nicht berichtet, was Hoeneß an Steuern bezahlt hat, sondern was er nicht bezahlt hat. Wenn Uli Hoeneß vor Jahrzehnten entschieden hätte, seinen Hauptwohnsitz wie „Kaiser“ Franz  Beckenbauer nach Kitzbühel in Österreich zu verlegen, hätte er sich legal viel Steuern gespart und jetzt nicht sein Problem. Und Beckenbauer ist der Gute und Hoeneß der Böse.

Wenn heute ein Linker wie der Bundestagsabgeordnete Bartsch im Frühstücksfernsehen süffisant fordert, man müsse einfach über die Steuer verhindern, dass Reichtum überhaupt entsteht, dann ist das nicht nur Wahlkampf, sondern ein verfassungsfeindlicher Angriff auf Freiheit und Individualität. Und wie viele Wähler pflichten so einem Unsinn auch noch zu.

Jeder ist Hoeneß, und Hoeneß sind wir alle. Leider taugen Vorbilder für die Masse nur, wenn sie vermeintlich Heilige sind. Lasst uns Dan Ariely lesen und einsehen, dass jeder von uns lügt. Im Grunde sind viele doch nur neidisch, dass sie selbst nicht die Möglichkeit haben, mit solchen Summen zu jonglieren.

Ich als Landshuter habe Uli Hoeneß erlebt bei seinem Einsatz um Dominik Brunner! Er fördert die entstandene Stiftung und hat spontan diesen mutigen Mann im Stadion geehrt. Ich bewundere dies, und deshalb halte ich ihn trotz des nun öffentlich gemachten Fehlers für einen feinen Menschen, wie es Berti Vogts formulierte.

Ihr
Edmund Pelikan