Freitag, 8. April 2011

Von Spezialitäten bis Skurrilitäten

Geschlossene Fonds sind langweilig, insbesondere die Platzierungsstars: Immobilien in Deutschland und der EU, Solarparks in Deutschland und der EU. Wesentlich interessanter lesen sich Angebote abseits des Mainstreams: Sie reichen von der Finanzierung der Erdölsuche in Kanada über das Direktinvestment in einen türkischen Hafen, in Fußballtalente oder in Geldautomaten bis hin zur Beteiligung an einer Spielbank in Tschechien. Bereits Geschichte sind angebotene Beteiligungen an edlen Weinen, Stör-Zuchtfarmen oder Entertainmentkonzepten zusammen mit Starköchen. Seit der Beteiligungsmarkt infolge der Finanzkrise deutlich zurückgegangen ist, fällt zwar nicht ihr Volumen, jedoch die schiere Anzahl der exotischen Angebote ins Auge.

Diese Offerten haben einige Gemeinsamkeiten: Eine emotionale Story, versprochene Renditen deutlich oberhalb den sonst am Markt üblichen, und häufig ein Initiator ohne nachweisbare Emissionserfahrung. Oft werben sie mit großen Namen im Prospekt, entweder als Co-Investor oder auch nur als Testimonial. Schön, wenn frischer Wind durch die Szene weht und gut, wenn auch Newcomer eine Chance auf dem Markt haben – oder?

Wie können Vertriebe und Anleger die Spreu vom Weizen trennen und entscheiden, wer ihr Vertrauen verdient und wem gegenüber sie besser skeptisch bleiben sollten? Jan Bäumler, Vorstand der auf geschlossene Fonds spezialisierten IC Consulting AG , beginnt bei der Prüfung von Beteiligungsangeboten bei den Basics: „Funktioniert der jeweilige Markt? Funktioniert das spezielle Segment? Und haben die handelnden Personen in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass sie ihr Geschäft verstehen?“

Denn Privatinvestoren, die nicht gerade auf der Zockerschiene unterwegs sein wollen, sollten seiner Ansicht nach nur in Märkte investieren, die über mehrere Zyklen hinweg überwiegend positive Ergebnisse generiert haben. Beispiel: Investments in deutsche Immobilien haben in der Vergangenheit überwiegend ordentliche Ergebnisse geliefert – abgesehen von den Ostimmobilienfonds der 90er Jahre – ein Segment, das ganz überwiegend nicht funktioniert hat. Das letzte Kriterium umschreibt den Track Record – welche Erfolge konnte der Asset Manager in der Vergangenheit erzielen, hat er diese kontinuierlich über unterschiedliche Marktzyklen hinweg erwirtschaftet?

Wer trotzdem das Bedürfnis hat, mit einem Newcomer in einen neuartigen Markt zu investieren, sollte sich wenigstens die Frage stellen, warum diese Geschäftsidee über Privatanleger in einem geschlossenen Fonds finanziert werden soll.

Mit der geplanten Umsetzung der AIFMRichtlinie dürfte der Marktzutritt für kleine Initiatoren weiter erschwert werden. Allein die diskutierten Anforderungen an das Mindesteigenkapital sollten einige Glücksritter, die bisher mit einem fünfstelligen Betrag einen Fonds auflegen konnten, vom Beteiligungsmarkt fernhalten. Das eine oder andere originelle Beteiligungsangebot wird dennoch alle Hürden überwinden – und für frischen Wind, einen klassischen Reinfall oder im besten Fall für zufriedene Anleger sorgen.

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