Montag, 2. Januar 2012

Marktbericht Schifffahrt von Michael Rathmann

Kommentar von Michael Rathmann

Das Jahr 2011 war kein besonders gutes Jahr für die Schifffahrt. Nach anfänglichen Erholungstendenzen, insbesondere in der Containerschifffahrt, ging es mit dem Beginn des Sommers, der keiner war, kontinuierlich bergab. Die Entwicklung führte dazu, dass die gegenwärtigen Aussichten deutlich schlechter sind als zu Jahresbeginn und wir dem Jahr 2012 sorgenvoll entgegen blicken müssen.

Sich aber nur pessimistisch zu zeigen widerstrebt meiner Natur und deswegen möchte ich gern etwas von meinem Optimismus an dieser Stelle darlegen und mit ihnen in das neue Jahr wechseln. Wer sich in der Schifffahrt auskennt und das Marktgeschehen seit einigen Jahrzehnten beobachtet, der weiß, dass die Schifffahrt schon immer zyklische Schwankungen gehabt hat und von jeder Talsohle – in einer solchen befinden wir uns gerade – der Blick frei wird auf den nächsten Berg den wir vor uns haben. Wann genau der Aufstieg auf diesen Berg beginnen wird, vermag ich leider nicht zu sagen und meine Kristallkugel hat vorübergehend die Konsistenz von Milchglas angenommen, schade eigentlich! Welche Begleitumstände dazu führen können, dass in einigen Bereichen der Schifffahrt bereits im Jahr 2012 eine Konsolidierung stattfinden könnte, werden im Folgenden auszugsweise aus dem Marktkommentar von Michael Rathmann dargelegt.

Der Bulkermarkt

Mit Ausnahme der Capesize und Panmax Bulker verloren alle anderen Schiffsklassen in diesem Marktsegment im Dezember gegenüber dem Vormonat November. Die Capesize Bulker konnten etwas zulegen und die Spotraten erreichten im Dezember schon wieder USD 32.000, aber wenn man sich die Entwicklung der letzten Monate anschaut, so darf man nicht vergessen, dass diese Schiffe über einen sehr langen Zeitraum Charterraten bekamen, die unterhalb der Schiffsbetriebskosten gelegen haben. Im Bereich des asiatisch-pazifischen Raumes wird der Markt immer noch durch ein sehr hohes Tonnageangebot belastet, wodurch die Tagesraten in dem Fahrtgebiet nur bei rund 50 % des Niveaus im Atlantik lagen.

Der Tankermarkt

Im Tankermarkt ist die Entwicklung der Charterraten in den verschiedenen Größenklassen noch sehr indifferent, aber zum Jahresende konnte im Großen und Ganzen ein Anstieg der Charterraten in den Spotmarktraten verzeichnet werden. Die Spotmarktraten bewegten sich im Bereich der VLCC zuletzt um die US-Dollar 20.000 pro Tag, was in Bezug auf die letzten Monateeine eine deutliche Steigerung darstellt. Bei den Suezmaxen erholte sich das Ratenniveau auf rund US-Dollar 28.000 und auch die Aframaxe und Panamaxe erholten sich zum Ende des Jahres. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Jahr 2011 für die Tankschifffahrt ein sehr schlechtes Jahr gewesen ist.

Der Containermarkt

Die gesamte Containerschifffahrt leidet unter einem Verdrängungswettbewerb, der sich durch alle Bereiche zieht und ruinös ist. Eigentlich handelt es sich mehr um einen Zermürbungskrieg, der auf den Routen von Fernost nach Europa stattfindet und zwischen den ganz großen Linienreedereien ausgetragen wird. Noch im Oktober kündigte die Reederei Maersk ein neues Produkt an mit dem Namen Daily Maersk. Ziel dieses Programms sollte eine tägliche Abfahrt auf dieser Fahrtstrecke sein. Aber die Intention, mit dieser Maßnahme durch einen flächendeckenden Fernost- Europa Verkehr, Wettbewerber auszuschalten, ist nicht aufgegangen.

Sicherlich sind die Aussichten für das Jahr 2012 im Bezug auf die Schifffahrt nicht die allerbesten! Aber ich habe als Optimist, der ich schon immer gewesen bin, eine Aversion gegen Profinörgler und Berufszauderer, weil die grundsätzlich alles mies machen – und das ist mit meinem Optimismus nicht kompatibel. In den vergangenen 40 Jahren habe ich eine Reihe von Krisen beobachten können und vertraue darauf, dass der Markt auch bei dieser Schifffahrts-Krise wieder zur Normalität zurückkehren wird.







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