Montag, 26. März 2012

Marktbericht Schifffahrt von Michael Rathmann

Kommentar von Michael Rathmann
Die Aussichten für die Schifffahrt entwickeln sich momentan je nach Bereich völlig unterschiedlich, aber es gibt ein paar Tendenzen, die zumindest einen Silberstreifen am Horizont verheißen. Sicherlich besteht nach wie vor ein Überangebot an Tonnage im Markt, aber nicht in allen Bereichen. Diese Einschränkung und die Tatsache, dass in den ersten beiden Monaten dieses Jahres deutlich mehr Schiffe verschrottet wurden, als im Vergleichszeitraum des Vorjahres bilden den Silberstreifen. Das Jahr 2012 wird noch keinen Anlass zum Jubeln geben, aber mein Optimismus, über den ich im letzten Marktbericht geschrieben habe, war auch dieses Mal wieder gerechtfertigt.

Der Containermarkt
Das Leiden der Container Schifffahrt, bedingt durch den extremen Verdrängungswettbewerb scheint  ein Ende gefunden zu haben. Die großen Linienreedereien haben sich einvernehmlich darauf verständigt die Frachtraten für die Containertransporte zu erhöhen um damit wieder ein auskömmliches Niveau zu erreichen. Der Gipfel des Wahnsinns in dem Verdrängungswettbewerb wurde im Dezember 2011 erreicht als mit einem Verlust von US-Dollar 550 pro Container von Asien nach Europa kalkuliert werden musste.
Seit eineinhalb Wochen stehen sämtliche Indizes aus dem Containerbereich wieder auf Grün, auch wenn sich dies zunächst nur in ganz kleinen Schritten vollzieht. Sämtliche Indizes beziehen sich auf Containerschiffe bis maximal 4250 TEU. Dies ist aber ein sehr großes Segment, in dem Containerschiffe fahren, die mit Anlegergeldern finanziert worden sind.

Der Tankermarkt
In der Tank-Schifffahrt gibt es zumindestens noch Charterraten, die ein Überleben ermöglichen. Nach einer interessanten Ratenerholung bis Februar 2012 fielen aber im weiteren Verlauf die Charterraten wieder deutlich ab. Im Bereich der VLCC und Suezmax-Tanker wurden Ratenrückgänge von über 30 Prozent auf US-Dollar 22.600 beziehungsweise 21.000 verzeichnet. Auch bei den Aframax-Tankern war ein Rückgang von rund 27 Prozent auf US-Dollar 13.500 zu sehen. Im Rohöltransport kämpft die Tankerflotte weiterhin mit den extremen Überkapazitäten.
Für Asien und den mittleren Osten wird eine stetig zunehmende Nachfrage nach mit Midrange-Produktentankern erwartet. In diesen Regionen werden in absehbarer Zeit zusätzliche Raffineriekapazitäten aufgebaut. Dies wirkt sich positiv auf die Produktentanker aus, weil die Raffineriekapazitäten in Europa und den USA deutlich zurück gehen und dadurch ein erheblicher Bedarf an Produktentankern besteht um die Versorgungslage in den Nachfrageländern in Europa und den USA stabil zu halten. Diese Situation und der deutliche Rückgang der Neubaubestellungen in diesem Tankersegment führt zu einem langsamen Anstieg der Frachtraten und infolgedessen auch der Charterraten. Insofern ist für das zweite Halbjahr 2012 und auch für das Jahr 2013 mit einer weitergehenden Verbesserung bei den Produktentankern zu rechnen.

Der Bulkermarkt
Bei den Bulkcarriern über einen Markt oder über Charterraten sprechen zu wollen, ähnelt einem Gespräch über den Wolperdinger in Oberbayern. Es ist ein Gespräch über etwas, was tatsächlich nicht existiert. Nach einem gewaltigen Rückgang der Raten im Januar 2012 lagen diese kaum noch auf Betriebskostenniveau. Capesize-Bulker (> 100.000 dtw) erzielten Raten von rund US-Dollar 7.700, Panamaxe (60 -100.000 dwt) von rund US-Dollar 6.000, Handymaxe ( 40 – 60.000 dwt) erzielten Raten von rund US-Dollar 8.900  und Handysizer ( 20 – 40.000 dwt) brachten es auf rund US-Dollar 7.500. Die Gewichtung der Raten in den verschiedenen Größenklassen untereinander ist schon völlig verrückt.

Aber wer gedacht hat, dass es schlimmer nicht mehr gehen kann, wurde im Februar einen Besseren belehrt! Bei den Capern sanken die Raten auf US-Dollar 3.400, bei den Panamaxen auf  US-Dollar 4.900, bei den Handymaxen auf US-Dollar 7.200 und bei den Handysizern auf US-Dollar 5.800. Dafür sollte man eigentlich nicht mehr fahren, weil es unterhalb der Schiffsbetriebskosten liegt, aber gleichwohl finden sich auf Grund des Überangebotes von Tonnage genügend Schiffseigner, die aus Sachzwängen heraus ihre Schiffe für diese Raten fahren lassen.
Trotz allem gibt es in diesem Markt Aspekte, die mittelfristig zu einer Normalisierung führen können.

Den kompletten Kommentar finden Sie hier.

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