Kommentar von Michael Rathmann
Die Aussichten für
die Schifffahrt entwickeln sich momentan je nach Bereich völlig
unterschiedlich, aber es gibt ein paar Tendenzen, die zumindest einen
Silberstreifen am Horizont verheißen. Sicherlich besteht nach wie vor
ein Überangebot an Tonnage im Markt, aber nicht in allen Bereichen.
Diese Einschränkung und die Tatsache, dass in den ersten beiden Monaten
dieses Jahres deutlich mehr Schiffe verschrottet wurden, als im
Vergleichszeitraum des Vorjahres bilden den Silberstreifen. Das Jahr
2012 wird noch keinen Anlass zum Jubeln geben, aber mein Optimismus,
über den ich im letzten Marktbericht geschrieben habe, war auch dieses
Mal wieder gerechtfertigt.
Der Containermarkt
Das
Leiden der Container Schifffahrt, bedingt durch den extremen
Verdrängungswettbewerb scheint ein Ende gefunden zu haben. Die großen
Linienreedereien haben sich einvernehmlich darauf verständigt die
Frachtraten für die Containertransporte zu erhöhen um damit wieder ein
auskömmliches Niveau zu erreichen. Der Gipfel des Wahnsinns in dem
Verdrängungswettbewerb wurde im Dezember 2011 erreicht als mit einem
Verlust von US-Dollar 550 pro Container von Asien nach Europa kalkuliert
werden musste.
Seit eineinhalb Wochen stehen sämtliche Indizes aus
dem Containerbereich wieder auf Grün, auch wenn sich dies zunächst nur
in ganz kleinen Schritten vollzieht. Sämtliche Indizes beziehen sich auf
Containerschiffe bis maximal 4250 TEU. Dies ist aber ein sehr großes
Segment, in dem Containerschiffe fahren, die mit Anlegergeldern
finanziert worden sind.
Der Tankermarkt
In der
Tank-Schifffahrt gibt es zumindestens noch Charterraten, die ein
Überleben ermöglichen. Nach einer interessanten Ratenerholung bis
Februar 2012 fielen aber im weiteren Verlauf die Charterraten wieder
deutlich ab. Im Bereich der VLCC und Suezmax-Tanker wurden
Ratenrückgänge von über 30 Prozent auf US-Dollar 22.600 beziehungsweise
21.000 verzeichnet. Auch bei den Aframax-Tankern war ein Rückgang von
rund 27 Prozent auf US-Dollar 13.500 zu sehen. Im Rohöltransport kämpft
die Tankerflotte weiterhin mit den extremen Überkapazitäten.
Für
Asien und den mittleren Osten wird eine stetig zunehmende Nachfrage nach
mit Midrange-Produktentankern erwartet. In diesen Regionen werden in
absehbarer Zeit zusätzliche Raffineriekapazitäten aufgebaut. Dies wirkt
sich positiv auf die Produktentanker aus, weil die Raffineriekapazitäten
in Europa und den USA deutlich zurück gehen und dadurch ein erheblicher
Bedarf an Produktentankern besteht um die Versorgungslage in den
Nachfrageländern in Europa und den USA stabil zu halten. Diese Situation
und der deutliche Rückgang der Neubaubestellungen in diesem
Tankersegment führt zu einem langsamen Anstieg der Frachtraten und
infolgedessen auch der Charterraten. Insofern ist für das zweite
Halbjahr 2012 und auch für das Jahr 2013 mit einer weitergehenden
Verbesserung bei den Produktentankern zu rechnen.
Der Bulkermarkt
Bei
den Bulkcarriern über einen Markt oder über Charterraten sprechen zu
wollen, ähnelt einem Gespräch über den Wolperdinger in Oberbayern. Es
ist ein Gespräch über etwas, was tatsächlich nicht existiert. Nach einem
gewaltigen Rückgang der Raten im Januar 2012 lagen diese kaum noch auf
Betriebskostenniveau. Capesize-Bulker (> 100.000 dtw) erzielten Raten
von rund US-Dollar 7.700, Panamaxe (60 -100.000 dwt) von rund US-Dollar
6.000, Handymaxe ( 40 – 60.000 dwt) erzielten Raten von rund US-Dollar
8.900 und Handysizer ( 20 – 40.000 dwt) brachten es auf rund US-Dollar
7.500. Die Gewichtung der Raten in den verschiedenen Größenklassen
untereinander ist schon völlig verrückt.
Aber wer gedacht hat,
dass es schlimmer nicht mehr gehen kann, wurde im Februar einen Besseren
belehrt! Bei den Capern sanken die Raten auf US-Dollar 3.400, bei den
Panamaxen auf US-Dollar 4.900, bei den Handymaxen auf US-Dollar 7.200
und bei den Handysizern auf US-Dollar 5.800. Dafür sollte man eigentlich
nicht mehr fahren, weil es unterhalb der Schiffsbetriebskosten liegt,
aber gleichwohl finden sich auf Grund des Überangebotes von Tonnage
genügend Schiffseigner, die aus Sachzwängen heraus ihre Schiffe für
diese Raten fahren lassen.
Trotz allem gibt es in diesem Markt Aspekte, die mittelfristig zu einer Normalisierung führen können.
Den kompletten Kommentar finden Sie hier.
Montag, 26. März 2012
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