Freitag, 1. Oktober 2010

Die Stimmung ist angespannt

Die groß angelegte Umfrage des BeteiligungsReports unter Maklerpools ergab eine angespannte Stimmungslage. Auf Maklerpools wird in Zukunft eine besondere Bedeutung zukommen, da sie beispielsweise die Qualifizierung von Beteiligungsberater organisieren werden und bei der Qualifizierung von geschlossenen Fonds als Finanzprodukte als Haftungsdächer den Vertrieb quasi ausschließlich neben Banken organisieren werden.


Regulierung
Das Meinungsbild in punkto Regulierung fällt erwartungsgemäß ähnlich aus. So meint Dr. Ludz von Dr. Ludz GmbH/Feedback AG, dass eine Regulierung der geschlossenen Fonds grundsätzlich sinnvoll sei, setzt aber hinzu, dass möglicherweise das Ende des freien Vertriebs politisch nicht gewollt sein kann.


Helmut Schulz-Jodexnis von der BIT Treuhand AG sieht in jedem Fall für die kommende Regulierung, egal ob KWG oder WpHG oder Gewerbeordnung, die Anforderungen an den Vertrieb steigen. Seiner Einschätzung nach wird das Thema teilweise noch erheblich unterschätzt, und er sieht große Herausforderungen auf jeden Marktteilnehmer im Vertrieb zukommen.


Stefan Triebe von der akriba GmbH gewinnt den Eindruck, dass auch die Politik erkannt hat, dass die bisherigen Vorschläge nur zum Teil in die richtige Richtung gehen. Er hofft auf Nachbesserungen und äußert ebenfalls die Befürchtung, dass sonst in der Konsequenz der unabhängige freie Vertrieb verschwinden würde.


Sarah Lemke von Netfonds GmbH zählt ebenfalls zu den Befürwortern einer grundsätzlich stärkeren Regulierung. Auf Grund der Tatsache, dass es sich bei geschlossenen Fonds um unternehmerische Beteiligungen handelt, die den Anleger langfristig binden und denen erhebliche Risiken bis hin zum Totalverlustrisiko innewohnen. An sich sieht Frau Lemke die Regulierung als beschlossene Sache und hält es für sehr wahrscheinlich, dass der Gesetzgeber den Weg über das WpHG wählen wird.


Zukunft des freien Vertriebes
Schulz-Jodexnis betont, dass es nach aktuellen Untersuchungen bezüglich der Qualität von Bankberatung keinen Anlass zu Zweifeln am Sinn und am Erfolg des freien Vertriebes gibt. In die gleiche Kerbe schlägt Dr. Ludz, wenn er überzeugt ist, dass ein freier Vertrieb seine Kunden meist besser beraten kann, weil er in der Produktauswahl unabhängig ist. Freie Finanzdienstleister werden, so ist auch Triebe überzeugt, weiterhin ihre Unabhängigkeit wahren und spezielle Themenfelder besetzen, die Großvertriebe und Banken nicht abdecken können und wollen. Natürlich nur, wenn der Gesetzgeber dies zulässt. Netfonds sieht kein Ende des freien Vertriebes, fügt aber hinzu, dass auf lange Sicht gesehen nur die überleben werden, die über eine gewisse Größe verfügen – sei es mit einer eigenen KWG-Lizenz, zum Beispiel als Zusammenschluss mehrerer freier Vermittler oder unter einem Dach eines Finanzdienstleistungsinstitutes.


Holger Lies von OFG Ohrmundt bringt es auf den Punkt: die Zukunft sehen wir für unsere Branche trotz vieler Unkenrufe weiterhin positiv.


Trend geschlossener Fonds
Alle Maklerpools sehen eine derzeitige Aufhellung ohne jedoch in Euphorie zu verfallen. Insbesondere im zweiten Halbjahr 2010 erwartet Dr. Ludz eine Erhöhung des Kundeninteresses, so dass insgesamt eine Stabilisierung der Umsätze auf Vorjahresniveau stattfindet. Schulz- Jodexnis sieht ebenso einen Aufwärtstrend, obwohl es immer noch schlechte Nachrichten zu vermelden gibt. Er ist jedoch überzeugt, dass geschlossene Fonds ein unverzichtbarer Bestandteil eines sinnvollen Portfolios bleiben. Sarah Lemke macht ein zunehmendes Interesse an sachwertorientierten Anlagen nicht zuletzt nach der Finanz- und Wirtschaftskrise aus, was beispielsweise die Nachfrage nach Investition in Edelmetalle widerspiegelt. Auch der Trend zu Erneuerbarer Energie geht ungebremst weiter. Netfonds aber schränkt ein, dass Anleger nach verschiedenen Problemen zahlreicher Fonds in den letzten zwei Jahren weiterhin stark verunsichert sind.


Zusammenfassend kann man sagen, dass trotz gespannter Erwartung auf die anstehende Regulierung für das zweite Halbjahr 2010 eine Belebung in der Eigenkapitalplatzierung von geschlossenen Fonds erwartet wird. Trotz schwieriger Grundstimmung geht die Branche von einer Umsatzsteigerung aus, was nach dem sehr turbulenten Jahr 2009 auch nicht schwer sein wird. Jedoch darf der Anleger nicht mit unqualifizierten Beratungen und schlechten Konzeptionen übervorteilt werden. Denn, wie Schulz-Jodexnis es so schön formuliert hat, die Zeit der Experimente ist vorbei.


Den großen Maklerpoolvergleich und die Auswertung der Umfrage zur Finanzmarktregulierung finden Sie auf www.beteiligungswiki.de.

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