Freitag, 1. Oktober 2010

Die (Beteiligungs-)Wüste lebt

Kennen Sie den Film „Die Wüste lebt“? Ein alter Schinken, der das Wunder der Natur beschreibt, wenn in seltenen Fällen in der Wüste Kalahari Regen fällt. Helmut Kohl hätte seine Freude daran, weil dort wirklich die Tristesse der Wüste nach dem Regen in blühende Landschaften verwandelt wird.


Wir wollen zwar das Beteiligungsjahr 2009 nicht mit einer Wüste vergleichen. Wer aber in dieser Zeit Gespräche in Hamburg führte, hat die geballte Kraft der Depression der maritimen Emissionshäuser zu spüren bekommen. Aber auch dort gab es, um noch einmal Helmut Kohl zu zitieren, „die Gnade der späten Geburt“. Denn neu gegründete Initiatorenhäuser schossen geradezu aus dem Boden.


Das 1. Quartal 2010 zeigt aber die ersten Blüten der Erholung. Erwartungsgemäß ist diese Erholung bei den Schiffsfonds noch nicht angekommen. Zu sehr sind die Diskussionen noch im Gange um negative Berichte auf den Gesellschafterversammlungen für das Geschäftsjahr 2009, die traditionsgemäß im 2. Quartal 2010 stattfinden. Es wird also dort mehr über Rettung, Sanierung und Restrukturierung gesprochen als über die Aufhellung der maritimen Märkte.


Ebenso erwartet wurden die Erfolgszahlen bei den Energiefonds, die sich nach dem Halbjahresergebnis von Feri Euro Rating Services fast verdoppelt haben. Grund hierfür sieht man bei der Analyse in den wachsenden Losgrößen der einzelnen Fonds, die regelmäßig die 50 Millionen Euro-Marke mittlerweile erklimmen konnten, wie auch in dem Umstieg zahlreicher Emissionshäuser auf das Segment Erneuerbare Energien. Mit 15,5 Prozent Anteil am prospektierten Eigenkapital im ersten Halbjahr konnte diese Assetklasse ihre Produktionskraft fast verdoppeln.


Überraschend schwach präsentierten sich die Immobilienfonds. Bei ihnen konnte der Investitionsboom in Deutschland die Abstürze bei den Auslandsimmobilienfonds nicht ausgleichen. Trotz der Volumensenkung konnten sie ihren Anteil am gesamten Beteiligungsmarkt von 35,5 Prozent auf 42,9 Prozent ausbauen.


Eine Sonderentwicklung nehmen Private Equity-Fonds ein, die um 64 Prozent zulegen konnten. Diese Entwicklung fußt aber auf wenigen Schultern, meist waren es bankenabhängige bzw. strukturvertriebsgetragene Emissionshäuser, die zu diesem Ergebnis führten.

Allein im 2. Quartal 2010 wurden nach Feri acht neue Emittenten mit neuen Fonds in die Statistik aufgenommen. Auch hier lag der Schwerpunkt mit drei Emissionen bei den Erneuerbaren Energien, gefolgt von zwei Newcomern im Segment Immobilienfonds und jeweils einem Starter bei Schiffsfonds, Spezialitätenfonds und Private Equity-Fonds. Insgesamt brachten diese neuen Initiatoren ein prospektiertes Eigenkapital von 123 Millionen Euro auf den Markt, was einem Anteil von rund fünf Prozent entsprach.


Einher geht die strukturelle Änderung auch mit Änderungen bei den Konzepten. Immer mehr Konzeptionäre denken darüber nach, die Weichkosten zu Beginn der Investitionsphase drastisch zu senken und lieber den Emittenten bzw. den Vertrieb, ähnlich wie bei Investmentfonds, von der laufenden Managementgebühr profitieren zu lassen. Dies stößt in der Regel noch auf Widerstand bei den Finanzberatern. Es kann jedoch eine Lösung auch bei der zu erwartenden bzw. schon richterlich geforderten Offenlegung von Provisionen sein. Ein weiterer Trend ist in der vermehrten Emission von Dachfondskonzepten und Mehrproduktefonds zu sehen. Die Gründe liegen in den dadurch erreichten größeren Volumina und in der breiten Streuung des Investments. Damit wird das Portfolio krisenresistenter und nicht so anfällig für Schwankungen in den einzelnen Produkten/Projekten. Als dritter Konzeptionstrend sind kürzere Laufzeiten festzustellen, was meist auf dem Anlegerwunsch beruht, sich nicht zu lange in Krisenzeiten binden zu wollen. Varianten hierbei sind Finanzierungskonstruktionen von drei bis fünf Jahren, Kündigungsmöglichkeiten ab einem bestimmten Jahr bis hin zu Optionen über Zweitmarktanteilsverkäufe.


Was erwarten wir aber vom zweiten Halbjahr?
Trotz anziehender Investitionslaune und positiver Signale für einen Aufschwung in der Wirtschaft verhalten sich viele Investoren noch zurückhaltend. Zwar ist der Investitionsboom in deutsche Direktimmobilien ungebrochen, geschlossene Immobilienfonds können von diesem Hype nur eingeschränkt profitieren. Dass geschlossene Fonds größtenteils in Sachwerte investieren, muss den Anlegern erst noch vermittelt werden. Regenerative Energiefonds liegen weiter im Trend, jedoch muss eine Überhitzung befürchtet werden. Bei reduzierten Investitionspreisen bleibt die Assetklasse weiterhin interessant trotz Kürzung der staatlichen Förderung. Gespannt darf die Diskussion um die staatliche Regulierung von geschlossenen Fonds beobachtet werden. Im Hauptfokus der Politik stehen die Finanzvertriebe und nicht die Emissionshäuser. Hans-Peter Walter-Kugler hat in einem Kommentar für die Immobilienzeitung treffend formuliert: „Bei einem … BaFin-genehmigten Fonds fließen nur 24 Prozent des Eigenkapitals …in den Investitionsgegenstand. Wenn es erlaubt ist, so etwas an den Markt zu bringen, wozu dann die Sorge, wer mit welcher Genehmigung dem Anleger solche geschlossenen Fonds verkauft? Der Aufschrei des Finanzministeriums muss der Konzeption der Beteiligungen gelten, nicht der Zulassungsart des Verkäufers.“


Erst im Herbst werden hierzu erste Entscheidungstendenzen erkennbar sein. Positiv ist, dass die Berichterstatter der Koalitionsparteien im Finanzausschuss MdB Flosbach von der CDU/CSU und MdB Frank Schäffler von der FDP die Kritik am Schäuble Entwurf ernst genommen haben und sich für die Interessen der Finanzberater stark machen.


Insgesamt wird die Beteiligungsbranche froh sein müssen, wenn sie das Vorjahresergebnis von 5,48 Milliarden Euro erreichen wird. Dies wäre dann aber nicht vergleichbar mit der Wüste, sondern mit einer Oase in einem schwierigen Umfeld.


Weitere Informationen finden Sie auf www.beteiligungswiki.de.

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