Landshut - Im Mittelalter gab es den Pranger. „Straftäter“ wurden
öffentlich vorgeführt und ihrer Vergehen bezichtigt. Diese Demütigung
war gleichzeitig die Gelegenheit für die Menschen, den Beschuldigten zu
beschimpfen und zu bespucken. Heute übernehmen diese Funktion die
Medien.
Dabei vergessen zu oft die Bigotten ihre eigene
Bibel, in der steht: „Wer frei von Schuld ist, werfe den ersten Stein!“
Hoeneß hat einen Fehler gemacht. Dafür wird er Abbitte leisten müssen
und in einer „geeigneten Form“ bestraft werden. Hoffentlich wird er ein
faires Verfahren bekommen.
Aber warum ist das einzige Vorbild
plötzlich eine Persona non grata? Er ist und bleibt ein sozial
engagierter Mensch. Er zahlte mit dem FC Bayern, mit seiner Wurstfabrik
und privat durch seinen Wohnsitz in Deutschland bereits sein Leben lang
hunderte Millionen an Steuern. Er ist ein wortgewaltiger und hart
verhandelnder Unternehmer. Das alles ist Hoeneß, und dafür wurde er
bewundert!
Aber er steckt im Dilemma der Vermögenden. Es wird
nicht berichtet, was Hoeneß an Steuern bezahlt hat, sondern was er nicht
bezahlt hat. Wenn Uli Hoeneß vor Jahrzehnten entschieden hätte, seinen
Hauptwohnsitz wie „Kaiser“ Franz Beckenbauer nach Kitzbühel in
Österreich zu verlegen, hätte er sich legal viel Steuern gespart und
jetzt nicht sein Problem. Und Beckenbauer ist der Gute und Hoeneß der
Böse.
Wenn heute ein Linker wie der Bundestagsabgeordnete
Bartsch im Frühstücksfernsehen süffisant fordert, man müsse einfach über
die Steuer verhindern, dass Reichtum überhaupt entsteht, dann ist das
nicht nur Wahlkampf, sondern ein verfassungsfeindlicher Angriff auf
Freiheit und Individualität. Und wie viele Wähler pflichten so einem
Unsinn auch noch zu.
Jeder ist Hoeneß, und Hoeneß sind wir alle.
Leider taugen Vorbilder für die Masse nur, wenn sie vermeintlich Heilige
sind. Lasst uns Dan Ariely lesen und einsehen, dass jeder von uns lügt.
Im Grunde sind viele doch nur neidisch, dass sie selbst nicht die
Möglichkeit haben, mit solchen Summen zu jonglieren.
Ich als
Landshuter habe Uli Hoeneß erlebt bei seinem Einsatz um Dominik Brunner!
Er fördert die entstandene Stiftung und hat spontan diesen mutigen Mann
im Stadion geehrt. Ich bewundere dies, und deshalb halte ich ihn trotz
des nun öffentlich gemachten Fehlers für einen feinen Menschen, wie es
Berti Vogts formulierte.
Ihr
Edmund Pelikan
Montag, 29. April 2013
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